St. Georgskirche in Igensdorf
Geschichte und Baugeschichte der Evangelisch-Lutherischen Pfarrkirche
(Auszüge aus dem Kirchenführer, verfasst von Karl Buck)
Erste urkundliche Erwähnung der Kapelle St. Georg vom Jahr 1344Auf dem Boden der heutigen St. Georgskirche stand ehemals die gleichnamige Kapelle. Den genauen Zeitpunkt ihrer Erbauung wissen wir nicht. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte am 28. März 1344 in einem Ablassbrief, den Papst Clemens VI. für die Pfarrkirche zu Rystelbach (=Rüsselbach) und deren Filialkirchen ausstellte.Eine von diesen Filialkirchen war die Kapelle von Igensdorf, das in diesem Brief "Idungsdorf" genannt wird.Durch die ständige Neubesiedlung wurde die Gründung einer eigenen Pfarrei notwendig.1456 löste sich die Kapelle zu Igensdorf von ihrer Mutterkirche Kirchrüsselbach und wurde eine selbständige Pfarrkirche mit einem eigenen Sprengel, der zunächst aus den Orten Dachstadt, Letten, Lettenmühle, Bodengrub und Eichenmühle bestand.Die reformatorische Bewegung gelangte in den Jahren 1524-1528 von Nürnberg aus nach Igensdorf und erfasste auch die umliegenden Gemeinden. So schloss sich auch die benachbarte Kirchengemeinde Stöckach der Reformation an, wurde aber bei einer späteren Neubesetzung der Pfarrei durch den Bischof von Bamberg wieder dem alten Glauben zugeführt. Dadurch kamen die Pfarrangehörigen, hauptsächlich die Bewohner der "Sieben Dörfer" (Affalterbach, Etlaswind, Frohnhof, Oberlindelbach, Pettensiedel, Unterlindelbach, Stöckach), in arge Bedrängnis und forderten von der freien Reichsstadt Nürnberg eine Regelung, um ihrem reformatorischen Glauben frei leben zu können. Die Stadt Nürnberg wollte sich mit Bamberg nicht anlegen und beschloss deshalb 1587, dass die Bewohner der "Sieben Dörfer" ihre "religiösen Bedürfnisse" anderswo als in Stöckach suchen sollten.So schlossen sich diese der Kirche in Igensdorf an und gehören seit 1587 zur Pfarrei. Der Sprengel hat sich seitdem kaum verändert. Von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) blieb auch die Pfarrkirche nicht verschont. "Durch Feindeswuth und Feuersglut" wurde die schmucke St. Georgskirche 1632 vollends zerstört.Der Wiederaufbau ließ lange auf sich warten, und die Pfarrangehörigen von Igensdorf besuchten wie ihre Vorfahren wieder die alte Mutterkirche zu Kirchrüsselbach, ohne freilich das Ziel, die Wiedererrichtung der St. Georgskirche, aus dem Auge zu verlieren.In so manchen Eingaben an das Landalmosamt Nürnberg bekundeten sie ihren Schmerz über den Verlust der geliebten St. Georgskirche. Sie beklagten, dass sie "als Fremdlinge ihre Gottesdienste aufsuchen und auf den Stiegen sitzen müssen."Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass sie bereits 305 gesammelte Gulden und 80 Baumstämme für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen würden. Auch Hand- und Spanndienste boten sie an. Der Rat der Stadt Nürnberg konnte sich des ungestümen Drängens kaum erwehren und beschloss die Wiedererrichtung der St. Georgskirche in Igensdorf, nachdem durch mehrere Kollekten im Stadt- und Landgebiet die finanziellen Voraussetzungen hiezu geschaffen waren.1685-1687 wurde die St. Georgskirche nach gemalten Plan durch Baumeister Johann Trost (1639-1700) wiederaufgebaut.Die Einweihungspredigt hielt am 20. Sonntag nach Trinitatis (9.10.1687) Prediger Conrad Feuerlein von St. Sebald. Er wählte den Text: Psalm 84, Verse 1-5. Als am 2. August 1909 ein Blitzstrahl einige Schäden anrichtete, wurde ein Jahr später eine umfassende Renovierung der Kirche durchgeführt, wobei auch ein zweiter Emporenaufgang und damit auch ein zweiter Ausgang geschaffen wurde. Das Äußere der Kirche blieb von Anfang an bis zum heutigen Tag fast unverändert.Von 1528 (Datum der Einführung der Reformation in Igensdorf) bis 1806 gehörte das "nürnbergische Gotteshaus" zum Landalmosamt Nürnberg und damit zum Landgebiet dieser Stadt. Heute liegt die St. Georgskirche im Landkreis Forchheim und gehört zum Regierungsbezirk Oberfranken.
Baubeschreibung
Äußeres der Kirche:
Besonders eindrucksvoll ist die Westfassade (siehe Titelbild).
Ihr mittlerer vorspringender Teil (Risalit genannt) mit aufsteigendem Turm ist durch geschweifte Giebel und senkrecht aus der Mauer zur Gliederung der Wand heraustretende Streifen (sog. Lisenen) mit der Westwand der Kirche verbunden. Die Seitenteile zieren Ecklisenen mit Vasen.
Über dem rundbogigen Mittelportal befindet sich eine flache Nische mit drei Wappen:
Das obere ist das Reichswappen (schwarzer Adler mit roten Krallen), darunter links das nürnbergische Landgebietswappen (oder kleines Nürnberger Wappen), rechts das Nürnberger Stadtwappen (auch großes Stadtsiegel genannt).
Oberhalb dieser Wappen befindet sich ein niedriges rundbogiges Fenster, darüber ein Dreiecksgiebel. Dazwischen prangt die Uhr mit römischen Ziffern (späterer Einbau durch die Fa. Rammensee, Gräfenberg).
Südaufgang zur Kirche
Das Turmobergeschoß stellt sich als vierseitiger Dachreiter mit Sockelgeschoß und nach allen Seiten rundbogigen Schallfenstern dar. Hier hängt das dreistimmige Geläute. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1895 und ist 450 Kg schwer: die beiden anderen wurden 1949 von der Fa. Grüninger & Söhne gegossen. Die eine davon ist 254 kg schwer (h-Ton) und trägt die Inschrift "Unsere Hilfe stehet im Namen des Herren; die andere ist 139 kg schwer (d-Ton) und weist die Inschrift auf: "Verleih' uns Frieden gnädiglich".
Die Kuppelhaube des Turms ist mit Kupferblech beschlagen. Auf ihr ruht eine Kugel mit einem Durchmesser von 0,65 m und einem Umfang von 2,00 m.
Auf einem darauf befestigten Gestänge ist ein Turmhahn angebracht. Er erinnert an die Verleugnung des Petrus und stellt die Frage: "Christ, bekennst du dich zu Jesus Christus, Deinen Herrn?"
Die Langhausseitenwände haben ebenso wie der dreiseitig geschlossene Chor Ecklisenen, sämtliche Fensterrahmungen sind gefast.
An der Südseite ist eine Sonnenuhr angebracht, an der Nordseite über der seitlichen kleinen Eingangstüre sind an einer Geschichtstafel die wichtigsten Daten der örtlichen Kirchengeschichte aufgezeichnet (Errichtung der Tafel 1978).
Die Sakristei ist ein eingeschossiger Anbau mit Walmdach und Ecklisenen im nördlichen Chorwinkel und hat gegen Norden und Osten je ein rundbogiges Fenster mit gefaster Rahmung; unter dem Nordfenster befindet sich eine Tür.
Am Ostgiebel des Langhauses ist über dem Chor ein gotisches Kreuz sichtbar, das hier nicht ursprünglich ist. Das Kirchengebäude ist von einer Mauer umgeben, die im Laufe ihrer 300jährigen Geschichte des öfteren eingefallen ist, aber immer wieder aufgerichtet wurde. Die letzte Wiedererrichtung der Mauer und des Eingangstores fand im Jahre 1929 statt, wobei dieses in seinem oberen Teil dem Dreiecksgiebel des mittleren Teiles der Westfassade nachempfunden wurde.
An den beiden Seitenteilen der Westfassade wurden 1921 Gefallenen- Gedenktafeln angebracht, die anlässlich der umfassenden Renovierung der Kirche im Jahr 1977 von dort in den Vorhof der Kirche versetzt wurden. Dadurch wurde nicht nur der ursprüngliche Zustand der Westfassade wiederhergestellt, sondern es entstand auch ein würdiger Gefallenenhain unter Tannen in unmittelbarer Nähe des Haupteinganges.
Um die Kirche breitete sich früher ein Friedhof, der über die Grenzen der heutigen Mauer hinausging. Eine Bestätigung hierfür fand sich, als vor Jahren die südliche St.-Georgs-Straße aufgegraben wurde und dabei Skelette und Totenschädel gefunden wurden.
Anlässlich der Außenrenovierung der Kirche im Jahr 1977 wurde der "geheimnisvolle unterirdische Gang mit schön und glatt gepflastertem Boden" an der Südseite des Chorraumes freigelegt. Er führte ursprünglich in das benachbarte ältere Pfarrhaus (St.-Georgs-Str. 4) und soll sich auch bis zum neueren, 1690 erbauten Pfarrhaus (Forchheimer Str. 28) erstreckt haben. Es ist anzunehmen, dass er als Fluchtgang in Kriegszeiten diente. Der Gang wurde aus Sicherheitsgründen wieder eingeebnet.
Inneres der Kirche:
Tritt man durch die Eingangspforte, so erkennt man an der sich anschließenden zweigeteilten Glastüre 2 Bronzegriffe, von denen der eine die Gestalt des Namenspatrons der Kirche, den Heiligen Georg, darstellt, wie er gerade durch einen kühnen Lanzenstoß den bösen Drachen tötet.
Der andere Bronzegriff zeigt das St. Georgskreuz, das auch im Marktwappen von Igensdorf abgebildet ist. Die kunstvoll gestalteten Griffe stammen aus der Werkstatt des akademischen Bildhauers Harro Frey aus Pettensiedel und wurden 1981 angebracht
Das Innere der Kirche ist klar getrennt zwischen dem breiten, flachgedeckten Gemeindesaal (Langhaus) mit Emporen im Westen (zweigeschossig) und Süden (eingeschossig) und dem eingezogenen, gewölbten Chor.
Der Chor des christlichen Kirchengebäudes war ursprünglich der für den Sänger-Chor bestimmte Raum. Diese Bezeichnung ging dann auf den für den Altardienst bestimmten Raum über.
Altar:
Im Chorraum erhebt sich der barocke Altar mit marmorierten korinthischen Holzsäulen in doppelter Anordnung zu beiden Seiten des Altarbildes; die Säulen tragen ein gekröpftes Gesims mit einem Segmentgiebel darüber, der von einer verzierten Urne bekrönt wird. Das Altarbild stellt ,,Christus am Ölberg" dar und stammt von dem Maler Oetting aus dem Jahr 1731.
Zu beiden Seiten des Altars befinden sich die sog. Chorstühle, die früher dem jeweils amtierenden Propst von St. Sebald und den Pflegern des Landalmosamtes für die Visitationen und Einsetzungen der Pfarrer als Ehrenplätze dienten.
Heute sind sie bei besonderen Anlässen den Kirchenvorstehern und Ehrengästen vorbehalten.
Einige Chorstühle wurden von einem mit einer kleinen Tür versehenen hölzernem Vorbau eingezäunt und waren für die Angehörigen des Pfarrhauses bestimmt. Da diese seit geraumer Zeit im Kirchenschiff ihre Plätze einnehmen wie andere auch, wurde anlässlich der Innenrenovierung der Vorbau entfernt.
Die Kanzel weist einen vieleckigen Korb auf; sein profilierter Unterbau endet in einer stilisierten Sonnenblume. Die vergoldeten Lorbeergirlanden sind kennzeichnend für den barocken Stil und begegnen uns auch an den westlichen Emporen. Auf der Unterseite des achteckigen Schalldeckels ist eine Taube abgebildet, die den Heiligen Geist symbolisiert. In der strahlenförmigen Sonne an der Spitze der Kanzelbekrönung sind die hebräischen Buchstaben des Gottesnamens zu erkennen. Dieser mit vier Konsonanten ausgestattete Name "Jahwe" (zu Deutsch: "Der ins Dasein Rufende") wird "Tetragramm" genannt.